Düsseldorf. Ein orthodoxer Pope führt die Polonäse an, ihm folgen eine evangelische Pastorin, ein jüdischer Rabbiner, eine katholische Ordensschwester, ein muslimischer Iman und ein koptischer Erzpriester. Dieses doch eher ungewöhnliche Zusammentreffen der Religionsvertreter ziert die Neuauflage des Toleranzwagens, der am 12. Februar im Düsseldorfer Rosenmontagszug zum dritten Mal durch die Straßen der Landeshauptstadt fahren wird.
Stadtdechant Frank Heidkamp, Superintendent Heinrich Fucks, der ehemalige Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, Michael Szentei-Heise, Beate Plenkers-Schneider, Geschäftsführerin des Katholischen Gemeindeverbandes, Ataman Yildirim vom muslimischen Karnevalsverein „Orient-Okzident Express“ und Wagenbauer Jacques Tilly stellten am 1. Februar im katholischen Maxhaus den neuen Toleranzwagen vor.
Der Entwurf dazu stammt wieder aus der bewährten Feder von Jacques Tilly, der diesen mit seinem Team als Motto-Wagen umgesetzt hat. „Ich musste eine Bildformel finden, um alle unter einen Hut zu bringen. Die Polonäse bringt Bewegung ins Bild und sorgt dafür, das Dynamik rüberkommt“, so der Künstler und Wagenbauer. Über den Religionsvertretern sieht man außerdem ein Schild auf dem das Wort „Frieden“ in vielen verschiedenen Sprachen zu lesen ist. Die Organisatoren möchten dies als humanitäre Botschaft verstanden wissen, keinesfalls als politische Aussage.
„Es ist uns wichtig, in diesen Zeiten ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt zu setzen und noch wichtiger ist, dies gemeinsam zu tun“, sagt Stadtdechant Frank Heidkamp gerade auch mit Blick auf die Ereignisse des 7. Oktobers. In Düsseldorf, so sagt er, funktioniere der interreligiöse Dialog, streben die Verantwortlichen noch in diesem Jahr die Gründung eines „Rates der Religionen“ an.
Die Idee den Toleranzwagen nach der Premiere 2019 und einer weiteren Teilnahme 2020 jetzt wiederzubeleben, ist bereits im November 2022 entstanden. „Für 2023 waren wir seinerzeit zu spät dran und so wurde beschlossen, dass wir 2024 in jedem Fall fahren“, so Michael Szentei-Heise.
Die Kosten für das Gemeinschaftsprojekt liegen bei 50.000 bis 60.000 Euro – finanziert durch eine großzügige Spende aus einer Stiftung heraus. 26 Personen werden auf dem Wagen mitfahren. Zum ersten Mal mit an Bord sind Vertreter der Orthodoxen und der Koptischen Kirche. Koschere Kamelle wird es diesmal nicht geben. Das hat rein pragmatische Gründe, wie Beate Plenkers-Schneider erklärt: „Wir bestellen für alle gemeinsam. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass zum Teil schon auf dem Wagen, spätestens aber wenn die Kamelle geworfen werden, sich diese vermischen.“
An welcher Position der Toleranzwagen im Zug mitfahren wird, steht noch nicht fest. Die Plätze werden noch ausgelost. Fest steht aber schon, dass es diesen Toleranzwagen in etwas modifizierter Form auch 2025 geben wird. Und Superintendent Heinrich Fuchs ist sich sicher, dass dies nicht der letzte Toleranzwagen sein wird: „Was zum dritten Mal stattfindet, hat im Rheinland Tradition. Und Traditionen muss man pflegen.“