Düsseldorf (evdus). Insgesamt 100.000 Menschen haben am Samstag, 27. Januar, in Düsseldorf an der Demonstration teilgenommen, um gegen die AfD und für den Rechtsstaat und die Demokratie in Deutschland Flagge zu zeigen. Aufgerufen zu der Großdemo hatten die Initiative Düsseldorf stellt sich quer, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Düsseldorfer Appell.
Diese Zahl wurde noch im Verlauf der Abschlußkundgebung auf den Oberkasseler Rheinwiesen von den Veranstaltern und der Polizei genannt. Schon zum Auftakt der Demonstration um 12.00 Uhr vor dem DGB-Haus in der Friedrich-Ebert-Straße war klar, dass deutlich mehr als die erwarteten 30.000 Teilnehmer in die NRW-Landeshauptstadt gekommen waren. Während die ersten Demonstrierenden bereits gegen 13.45 Uhr nach einem Protestzug durch die City die Rheinwiesen erreicht hatten, strömten zigtausende Teilnehmende mit Transparenten und Fahnen immer noch aus dem Hauptbahnhof, vom Worringer Platz und aus zahlreichen Seitenstraßen zum Ort des Startpunkts. Die Großdemonstration – eine von insgesamt etwa 30 am Samstag in Nordrhein-Westfalen – stand unter dem Motto „Gegen die AfD. Wir schweigen nicht! Wir schauen nicht weg! Wir handeln“.
„Ich kann es noch nicht fassen: Ihr alle heute hier – das hat eine neue Qualität. In Deutschland beginnt etwas Neues. Wir sind hier, wir sind viele, wir sind viel mehr!“, rief Pfarrer Heinrich Fucks, Superintendent der Evangelischen Kirche in Düsseldorf und Sprecher des Düsseldorfer Appels in seiner Rede zu Beginn der Demonstration der Menschenmenge begeistert zu. Wenn das, was die AfD plant, in Deutschland Realität werde, „dann kommen wir alle vor, auch diejenigen, die die Demokratie stärken wollen und jene, die für Menschenrechte und den Rechtsstaat eintreten“, warnte Fucks mit dem Hinweis auf das Treffen von AfD-Politikern mit Rechtextremen im November letzten Jahres in Potsdam, wo die Deportation von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert worden war. „Mit diesem Treffen hat sich die AfD selbst auf’s Abschiebegleis gesetzt“, schmunzelte ein Demonstrationsteilnehmer am Samstag. Fucks rief vom Podium den Teilnehmern der Demonstration zu: „Wir wissen jetzt, wie ernst es ist. Wir setzen uns weiter für unsere Demokratie ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass und treten der AfD entgegen“, so der Theologe.
Auf Transparenten der Demonstrierenden, die bei strahlendem Sonnenschein durch die Düsseldorfer Innenstadt zogen, hieß es unter anderem: „Die Duldung der AfD ist abgelaufen!“, „Aufgepasst. Es ist 5 vor 1933“, oder auch: „Lasst uns 2023 zum Jahr der Niederlage für die AfD machen“. Unter den Teilnehmenden waren auch viele junge Familien mit Kindern, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, Jugendliche sowie ältere Teilenehmende. Aber auch Gewerkschafter, Jugendverbände, Mitglieder der verschiedenen demokratischen Parteien und Angehörige der verschiedenen Religionen in der Stadt. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel sagte: „Wir lassen uns als freiheitliche, offene Gesellschaft nicht unsere Werte rauben.“ Weiter erklärte der Präses: „Wir stehen für alle Menschen, die Hilfe brauchen. Egal wer sie sind, wie sie aussehen und woher sie stammen.“
Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) betonte: „Wir sind bereit einzutreten für unsere Demokratie, für unseren Rechtsstaat, für die Menschenwürde und für den Schutz der Schwachen.“ Nie wieder dürfe es in Deutschland eine Politik der Ausgrenzung, der Entrechtung und der Vernichtung von Teilen unserer Gesellschaft geben. Mona Neubauer, Wirtschaftsministerin von NRW und stellvertretende Ministerpräsidentin, zeigte sich als Düsseldorferin sichtlich bewegt angesichts der Zahl der Demonstrierenden. Viel habe sie in dieser Stadt schon erlebt, „aber das, was ihr heute als Zeichen setzt hier auf den Rheinwiesen, alle zusammen, die ganze Stadt, Jung und Alt, hier geboren, hier zugereist, Sport, Karneval, Gewerkschaften, staatstragende Parteien, Zivilgesellschaften, das macht mich nahezu sprachlos.“
Text: Andreas Rehnolt