Sommerserie: Düsseldorfer Pfarrer:innen im Auslandseinsatz Teil II
Düsseldorf (evdus). Die Lust, Neues kennenzulernen, sich auf Abenteuer einzulassen und eigene Erfahrungen zu sammeln und weiterzugeben begeistert Pfarrerinnen und Pfarrer oft für einen Auslandseinsatz am Berufsanfang oder im Ruhestand, weil da zeitliche Flexibilität meist groß ist. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bietet die Möglichkeit, Pfarrstellen in deutschsprachigen Gemeinden in Europa und auf dem ganzen Globus für einige Wochen oder bis zu sechs Jahren zu übernehmen.
In unserer Sommerserie geben wir Einblicke in die Auslandseinsätze von Pfarrer:innen, die Düsseldorf als Lebensmittelpunkt für eine Zeit lang gegen Holland, Dänemark und Griechenland tauschen.
Zwei Düsseldorfer Pfarrer in Henne Strand und Blåvand im Einsatz
Frank W. Echsler und Florian Schneider, beide Pfarrer im Probedienst im Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf, haben sich entschieden, für 18 Tage dort seelsorglich zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Die Wahl fiel auf Dänemark. „Ich kenne Schweden und Dänemark von Konzertreisen“, sagt Echsler, Sänger im Jungen Chor NRW. Auch Florian Schneider hat in seiner Kindheit und Jugend Urlaube in Dänemark verbracht. Außerdem zählt Dänemark zu den beliebtesten Urlaubsländern der Deutschen. Gerade an den Stränden ist im Sommer immer etwas los.
Am 10. Juli brechen die beiden Theologen mit dem Zug und ihren E-Bikes zum Badeort Henne Strand im Westen von Dänemark auf und richten sich für die Zeit der Urlaubsseelsorge im dortigen Pfarrhaus häuslich ein. „Wir sind bis zum 27. Juli in Henne Strand und im rund 30 Kilometer entfernten Blåvand abwechselnd im Dienst. Den Weg legen wir mit dem Fahrrad zurück, lassen uns den Wind um die Nase wehen und tun so auch etwas für den Klimaschutz“, sagt Schneider.
Strand-Aktion für die ganze Familie
Bei ihrem ersten Urlaubsseelsorge-Einsatz haben Echsler und Schneider das Glück, auf die Unterstützung und langjährige Erfahrung eines dänischen Kollegen mit guten Deutschkenntnissen vor Ort zurückgreifen zu können: Sein Büro mit Kopierer für den Druck eines Liedblattes zum Beispiel steht den beiden zur Verfügung. Auch können sich die Drei eine gemeinsame Aktion mit Deutschen und Dänen am Strand vorstellen.
Zu den Aufgaben während der Urlaubsseelsorge zählen, ein bis zwei Gottesdienste in der Woche zu halten und eine Veranstaltung oder Aktion für und mit den Urlauber:innen durchzuführen. Eine Idee möchten die Düsseldorfer Pfarrer auf jeden Fall gern umsetzen: „Über unsere gesamte Urlaubsseelsorge-Zeit wollen wir am Strand eine Schreibaktion anbieten: Erwachsene, Jugendliche und Kinder können persönliche ‚Sehnsuchtsworte‘ in den Sand schreiben: mit ihren Füßen und Händen. Es ist eine Momentaufnahme. Themen wie Erholung und Frieden bewegen die Menschen. Und über die Worte, die von anderen gelesen oder auch aufgegriffen werden, entsteht ein Verbundensein miteinander. Diese tolle Erfahrung haben wir selbst bei einer Schreibwerkstatt auf der Insel Langeoog gemacht“, sagt Echsler. Es ist eine große Chance, Dinge einfach ausprobieren zu können und so mehr über die Sehnsucht von Menschen und ihrer Spiritualität zu erfahren.
Seelsorge am Urlaubsort
Den Seelsorgern ist bewusst, dass es auch im Urlaub zu Krisen kommen kann. Da ist zum Beispiel die Frau, die das erste Mal ohne ihren verstorbenen Ehepartner in den Urlaub fährt, und auf einmal breitet sich die Trauer in ihr aus, sie fühlt sich allein. Oder das Auto der Familie geht kaputt, und sie kann erst einmal nicht nach Hause fahren, obwohl wichtige Termine dort auf sie warten. Die Entschleunigung des Urlaubs weicht angespannter Betriebsamkeit.
„Es ist wichtig, präsent zu sein, ansprechbar. Ähnlich wie in der Krankenhausseelsorge, bei der es immer wieder zu punktuellen, sehr intensiven Momenten mit Menschen kommt“, sagt Florian Schneider, der als Pfarrer im Probedienst das Seelsorgeteam im Evangelischen Krankenhaus (EVK) Düsseldorf und im dortigen Hospiz unterstützt.
Darum werden die beiden Berufsanfänger in der Urlaubsseelsorge vor und nach ihren Gottesdiensten viel Zeit einplanen in Henne Strand und Blåvand, um dank Talar, als Seelsorger erkennbar, Menschen eine Kontaktmöglichkeit zu bieten. „Die Erfahrung des dänischen Kollegen vor Ort lehrt, dass unglaublich viele Menschen, diesen Moment nutzen, um dem Pfarrer etwas Persönliches zu sagen. Manchmal fällt es gerade im Urlaub leicht, sich einem Geistlichen anzuvertrauen, weil man ihn nach dem Urlaub möglicherweise nie wieder sieht“, sagt Frank W. Echsler.
Sehr entlastend ist für die beiden der Tipp erfahrener Kollegen: „Aber vergesst nicht: Ihr macht auch Urlaub -18 Tage lang Strand statt Stadt“.
Ulrike Karpa