Gemeinsame Enthüllung und Einkehr am Trauerort Düsseldorf
Seit 2011 ist der Trauerort in der Düsseldorfer Altstadt ein Ort, an dem Menschen aller Kulturen, Religionen und Weltanschauungen zusammenkommen, um ihrer Verstorbenen zu gedenken. Auf Initiative des Psychosozialen Zentrums für Geflüchtete e. V. (PSZ) und dank vieler Unterstützerinnen und Unterstützer konnte dieser besondere Ort nach dem Entwurf der Künstlerin Anne Mommertz im Hof der Berger Kirche errichtet werden. Der Evangelische Kirchenkreis Düsseldorf hat das Anliegen maßgeblich unterstützt und den Ort dafür zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe der Stiftung Deutsche Bestattungskultur wurden nun an beiden Eingängen zum Trauerort neue Schilder angebracht, um ihn noch sichtbarer zu machen und zum Betreten einzuladen.
Der Trauerort spiegelt einerseits unsere immer individueller werdende Trauer- und Erinnerungskultur. Trauer wird heute persönlicher erlebt und individueller gelebt als vor 20, 30 oder 50 Jahren. Darum werden auch die Räume, in denen wir trauern und uns erinnern, individueller. Das betrifft auch ganz konkrete, betret- und begehbare Orte im öffentlichen Raum, die Menschen aufsuchen, um ihrer Verstorbenen zu gedenken. Am Trauerort Düsseldorf ist dies auch gemeinsam möglich – die kreisförmigen Bänke, umgeben von Bambus und Grün, laden dazu ein.
In Trägerschaft und Betreuung des PSZ e. V. kommt dem Trauerort aber noch eine weitere Bedeutung zu: Er macht aufmerksam auf die Krise der Trauer, die im medialen und gesellschaftlichen Umgang mit geflüchteten Menschen kaum eine Rolle spielt. Menschen haben An- und Zugehörige in ihren Herkunftsländern oder auf der Flucht verloren. Menschen haben Angehörige und Freunde zurückgelassen und können deren Sterben nur aus der Ferne begleiten. Menschen haben die Grabstätten geliebter Menschen zurückgelassen und können sie nicht besuchen.
Im Anschluss an die Enthüllung fand ein kurzes gemeinsames Gedenken am Trauerort statt.
Stimmen zu dem Trauerort:
„Es ist wichtig für mich, dass es diesen Ort gibt. Zu wissen, dass meine Trauer um meinen ersten Sohn hier bleiben kann. Es muss niemand aus meiner jetzigen Familie davon erfahren, was mir und was ihm damals zugestoßen ist. Diese Steine, dieses Wasser und die Pflanzen behalten es für sich.“ (geflüchtete Klientin des PSZ nach Gewalterfahrungen im Krieg)
„Ich gehe manchmal hierher, da das Grab meiner Schwester weit entfernt in München liegt; ich bin zu alt, um regelmäßig dorthin zu fahren. Dann kaufe ich ihr eine Lieblingsblume, lege sie hierher und denke an sie“ (Düsseldorfer Seniorin)
„Wir freuen uns sehr, heute die Schilder zu enthüllen, die den Trauerort auf neue Weise hier in der Düsseldorfer Altstadt sichtbar machen. Dieses Sichtbarmachen entspricht einer der Grundüberzeugungen unserer Stiftungsarbeit: Trauer braucht Raum – und dieser Raum kann für alle Menschen unterschiedlich aussehen.“ (Dr. Simon J. Walter, Stiftung Deutsche Bestattungskultur)
„Mehr denn je brauchen wir in unserer vielfältigen Stadtgesellschaft heute Orte wie diesen, an denen Zeichen für Menschlichkeit, für Solidarität und Zusammenhalt, für Zugehörigkeit und Willkommen gesetzt werden. Danke an den Evangelischen Kirchenkreis, der uns dies ermöglicht, und an die vielfältigen Unterstützer*innen des PSZs und des Trauerortes.“ (Eva van Keuk, PSZ Düsseldorf e. V.)