Düsseldorf (evdus). Tag und Nacht, vertraulich und anonym zum Schutz beider Seiten: Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Telefonseelsorge Düsseldorf stehen rund um die Uhr bereit, um Menschen in seelischer Not zuzuhören und Unterstützung zu bieten. 10.000 bis 12.000 Anrufe nehmen die geschulten Ehrenamtlichen pro Jahr entgegen. Dazu kommen 3.000 bis 3.500 Chats und 1.500 Mails jährlich. „Wir kümmern uns um die Seelen der Menschen. Für viele ist es tröstlich, dass wir ihr Leid annehmen und eine Weile mit aushalten“, sagt Petra Berghoff, Leiterin der Telefonseelsorge Düsseldorf am Dienstag (18. Juni) in Düsseldorf. Die Telefonseelsorge sieht sich mit einer Gesellschaft konfrontiert, die vereinzelt. Die Gespräche drehen sich um die Themen Einsamkeit, Trennung, Trauer und aktuelle Krisen. Viele Anrufenden müssen mehrere Anläufe wagen, bis sie durchkommen. Um die hohe Nachfrage bewältigen zu können, sucht die Telefonseelsorge daher neue Ehrenamtliche. Der nächste Ausbildungskurs beginnt am 18. November, der Auswahltag für Interessierte findet am 17. August statt.
Ehenamtliche Telefonseelsorgerin berichtet aus ihrem Alltag
Sarah Schröder (Name geändert) engagiert sich seit 14 Jahren ehrenamtlich für die Telefonseelsorge Düsseldorf. Sie wollte ehrenamtlich mit Menschen arbeiten, winkte aber in der Ehrenamtsberatung anfangs aus Angst vor Gesprächssituationen mit suizidalem Hintergrund zunächst ab. Durch die Teilnahme am Auswahltag wurde ihr schnell klar, wie gut ihr die Rolle der Zuhörerin liegt und bereut ihre Entscheidung für dieses Ehrenamt nicht. In der Ausbildung trainierte sie Gesprächsführung und lernte, mit belastenden Themen und Situationen umzugehen. Man begegne sehr unterschiedlichen Menschen, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin. Manche rufen an, laut weinend und schluchzend. „Wir leihen ihnen unser Ohr. Und wenn die Stimme am Ende ruhiger klingt, dann ist es wie ein Geschenk.“ Wenn sie sich in ihrer Nachtschicht bewusst macht, dass für manche Menschen das Telefonat der einzige Kontakt nach außen ist, dann erde es sie sehr.
„Alle Ehrenamtlichen müssen wissen, wie sie selbst mit Belastungen umgehen, um zu wissen, wo die Triggerpunkte sind“, erklärt Berghoff. Aus diesem Grund werde in der zweijährigen unentgeltlichen Ausbildung, die insgesamt 150 Stundenumfasst, auch den eigenen Gefühlen auf den Grund gegangen. Die Ehrenamtsausbildung findet montagabends statt, zusätzlich gibt es drei Wochenendtermine. Anfangs werden die neuen Telefonseelsorger:innen von den langjährigen Kräften an die Hand genommen. Nach der absolvierten Ausbildung gehören zum monatlichen Dienst jeweils eine Tagschicht von vier Stunden und eine Nachschicht zu acht Stunden sowie einmal im Monat die Teilnahme an Supervisionsangeboten. „Wenn die Ehrenamtlichen Gespräche haben, die zu belastend für sie sind, dann helfen ihnen die hauptamtlichen Kräfte. Wir sind die Seelsorger für die Seelsorge“, betont Petra Berghoff.
Informationen zum neuen Ausbildungskurs
Wer sich für den neuen Ausbildungskurs der Telefonseelsorge interessiert und Teil des ehrenamtlichen Teams werden möchte, wendet sich bis Anfang August an die Leiterin der Telefonseelsorge, Petra Berghoff, unter: telefonseelsorge.duesseldorf@ekir.de. Der Auswahltag findet am 17. August zwischen 10 und 16.30 Uhr statt, die Ausbildung beginnt am 18. November.
Die Ausbildung findet außerhalb der Schulferien statt und umfasst insgesamt 150 Stunden, aufgeteilt auf rund 30 Montage (18-20:30 Uhr) und drei Wochenenden
(Freitagabend und den Samstag von 10-17:00 Uhr) sowie 10 Hospitationen am Telefon, Mail und Chat. Im zweiten Jahr ist die Supervision Teil des Dienstes.
Betroffene erreichen die Düsseldorfer Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/1110111 oder 0800/1110222. Auf der Internetseite www.telefonseelsorge-duesseldorf.de finden Hilfesuchende außerdem den Zugang zur Seelsorge über die Chat- und Mailfunktion. Jede Person, die sich per Telefon, Chat oder E-Mail meldet, bleibt anonym.