„Ein Licht möge brennen für die Opfer der Katastrophe und ihre überlebenden Angehörigen“

Düsseldorf (evdus). In der evangelischen Bergerkirche in der Düsseldorfer Altstadt haben am Samstagabend, 4. März,  rund 70 Menschen bei einem politischen Nachtgebet der Opfer der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien in der Nacht zum 6. Februar gedacht. Elf türkische Provinzen und eine Region im benachbarten Syrien waren betroffen. Weit über 50.000 Tote und  große Zerstörungen von unzähligen Gebäuden, Brücken und Infrastruktur seien die Folge, hieß es bei abendlichen Veranstaltung.

Am Gebet beteiligte sich Erdal Cenan, Geistlicher der Alevitischen Gemeinde in der NRW-Landeshauptstadt, und entzündete für jede betroffene Provinz und die syrische Region eine Kerze auf dem Altar. „Das Licht möge brennen für die Opfer der Katastrophe und ihre überlebenden Angehörigen“, so der Geistliche.

Der Superintendent des Kirchenkreises Düsseldorf, Heinrich Fucks, erklärte beim politischen Nachtgebet, es solle auch an das politische Versagen der Verantwortlichen in den vom Erdbeben betroffenen Regionen erinnern sowie an den Missbrauch der Not der Menschen dort zur Erhaltung der Macht. „Schmerz und Katastrophe gehen zusammen“, sagte Fucks. „Der Schrei ist der Anfang des Gebets gewesen.“

Mehrere Klagegesänge und ein Klavierspiel begleiteten das gut einstündige politische Nachtgebet, bei dem Monika Lent-Öztürk und ihr Mann Nihat Öztürk vom Düsseldorfer Verein Mosaik über die aktuelle Situation in den Erdbebengebieten berichteten. Beide erzählten vor allem von der Lage in der Stadt Antakya, wo auch christliche Kirchen, Synagogen und Moscheen zerstört worden seien.

Antakya war immer schon eine multi-religiöse und multi-ethnische Stadt gewesen, so Öztürk. Aramäische Christen und Juden hätten hier seit rund 2.000 Jahren friedlich mit Muslimen zusammen gelebt. Nun seien auch das jüdische Viertel sowie die katholische Kirche von den Zerstörungen stark betroffen. „Vieles, das seit 2000 Jahren da war, ist nicht mehr“, beklagte Öztürk.

Viele Millionen Menschen dort seien obdachlos geworden durch die Folgen des Bebens und vorübergehend von Verwandten oder Freunden in anderen Regionen der Türkei aufgenommen worden. Viele der Betroffenen haben ihre Heimat, ihr Zuhause verloren, das kann zu schweren psychischen Folgen führen, so Nihat Öztürk weiter. Seine Frau wies auf die zahllosen Invaliden durch schwere Verletzungen hin und auf viele tausend Menschen in den betroffenen Regionen, die durch das Beben zu Witwen und Waisen geworden seien.

Auch der 1. Bürgermeister der Stadt Düsseldorf, Josef Hinkel nahm an dem politischen Nachtgebet teil und sprach eine der Fürbitten vor dem Altar der Kirche. Am Rand der Veranstaltung in der Bergerkirche sprachen sich Teilnehmer des politischen Nachtgebets dafür aus, die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen für Fehler bei Bauplanungen und Bau-Realisierungen zu bestrafen. Zugleich müsse dafür gesorgt werden, dass das Streben nach  Profit in der Baubranche und die dort herrschende Verantwortungslosigkeit endlich beendet werden müssten.

Hilfe für Betroffene: Sie möchten Menschen im Erdbebengebiet unterstützen? Das können Sie durch eine Spende an angesehene Hilfswerke tun, zum Beispiel über die Diakonie Katastrophenhilfe, deren Partner vor Ort sind und Nothilfe leisten.

 

Text: Andreas Rehnolt

2023-03-13T07:56:34+01:006. März 2023|