Abschiedsgottesdienst in der Friedenskirche
Unterbilk (evdus). Sein Berufswunsch, Pfarrer zu werden, entstand in den 1970er Jahren in der Anbetungskirche in Düsseldorf-Hassels. In der Jugendarbeit fühlte Martin Kammer sich wohl unter manchmal 80 bis 90 Jugendlichen, die dort zusammenkamen. Bereits vor dem Abitur organisierte er als ehrenamtlicher Mitarbeiter Sommerfreizeiten nach Bornholm oder Südtirol mit.
Seit 39 Jahren ist er Pfarrer in der Evangelischen Friedenskirche Düsseldorf-Unterbilk und geht nun in den Ruhestand. Am Sonntag, 29. Januar, wurde Martin Kammer von Superintendent Heinrich Fucks in einem Gottesdienst in der Friedenskirche verabschiedet und von seinen pfarramtlichen Aufgaben entpflichtet.
Sein Vikariat hat er im Januar 1984 in der Immanuelkirche an der Pionierstraße absolviert und seinen ersten eigenen Gottesdienst einen Monat später im Gemeindezentrum an der Gladbacher Straße gehalten. Beide Gottesdienststätten hat die Evangelische Friedens-Kirchengemeinde inzwischen aufgegeben. „Unsere Gemeindegliederzahlen haben sich bis heute fast halbiert auf 6100. Wir haben uns auf die Friedenskirche in der Mitte mit guter Verkehrsanbindung konzentriert. Und das ist wunderbar gelungen“, sagt Kammer.
Räume mit Wohlfühlcharakter und Botschaft
Die Sakristei wurde in Stand gesetzt und bietet sich für seelsorgliche Gespräche an. Die Friedenskirche bekam 2002 eine Fußbodenheizung und 2005 wurde der Glockenstuhl ausgebessert. Kammer hat einen hohen Anspruch an die Ästhetik des Ortes: „Mir ist wichtig, dass Menschen sich in unseren Räumen willkommen fühlen. Und die Räume selbst sind Teil der Botschaft, für die wir stehen“, sagt der 65-Jährige.
Vor 30 Jahren hat Kammer in der Gemeinde das Kirchencafé nach dem Gottesdienst eingeführt. Gerade für Alleinstehende ist die Begegnung bei Kaffee und Keksen nach dem Gottesdienst ein Highlight des Sonntags und wirkt der Einsamkeit entgegen. Auch junge Familien mit Kindern nutzen den Treffpunkt zum Austausch.
„Wir leben das, was wir sagen“
Gern erinnert sich Kammer an die Sommerfreizeiten mit Jugendlichen und Konfirmand:innen der Gemeinde, zum Beispiel auf die Insel Terschelling. Es stand jedes Mal ein Thema im Mittelpunkt: mal ging es um die Schöpfung und den Schutz der Natur, aber auch um Beziehungen und die Frage, was die Kirche unter Liebe versteht. „Wir haben die Bibel zusammen gelesen und gemeinsam gekocht. Am meisten aber haben die Jugendlichen geschätzt, dass wir, das Betreuerteam, immer präsent und ansprechbar waren und einen klaren Kompass hatten mit der Botschaft: Wir leben das, was wir sagen!“, so Kammer.
Seelsorge in Beerdigungsgesprächen
In der Begleitung von Angehörigen angesichts des Todes eines geliebten Menschen sieht der Gemeindepfarrer eine wichtige Aufgabe: „Viele sind wie gelähmt bei der Begegnung mit dem Tod. Da erlebe ich oft Sprachlosigkeit. Im seelsorglichen Vorgespräch zu einer Bestattung frage ich auch, ob es ‚Tretminen‘ in der Familie gibt, also Dinge, über die ich nicht sprechen soll bei der Ansprache vor der Beerdigungsgesellschaft. Vielen tut es gut, im vertraulichen Rahmen auch einmal Belastendes in der Familie aussprechen zu können.“
Von 2001 bis zur Zusammenlegung der drei Düsseldorfer Kirchenkreise Süd, Nord und Ost zu einem Evangelischen Kirchenkreis 2007 war Martin Kammer Synodalassessor, Mitglied der Kirchenleitung im damaligen Kirchenkreis Düsseldorf-Süd und engagierte sich in der Städtepartnerschaft mit Reading.
Für den Ruhestand hat der reisefreudige Pfarrer schon einen Plan. „Ich war schon in Kanada, oft in Peru, Südafrika, Jordanien und weiteren fernen Ländern, aber Coburg, Goslar und andere Städte im Nahbereich kenne ich noch nicht. Ich habe mir die Bahncard 100 gekauft und will mit dem Zug Deutschland bereisen. Da gibt es für mich noch viel zu entdecken“. Anschließend will Martin Kammer sein Hobby zum Ehrenamt machen und weiterhin Gemeinde-Reisen organisieren.
Text: Ulrike Karpa