Stadtmitte (evdus). Die Zukunft von Kirche und Diakonie stand am 2. April im Mittelpunkt eines Kamingesprächs im Café der evangelischen Johanneskirche. Es ging um Fragen zu den Veränderungen, die Düsseldorf und die evangelische Kirche in den nächsten Jahren prägen werden: Wie wird die Stadt im Jahr 2035 aussehen? Wie wird sich das evangelische Leben weiterentwickeln, und welche Rolle wird die Diakonie spielen?

Superintendent Heinrich Fucks und Pfarrer Michael Schmidt, Vorstand der Diakonie Düsseldorf, warfen an diesem Abend einen Blick in die Zukunft. Durch den Abend führte Moderatorin Helene Pawlitzki.

Fucks erklärte, dass sich die Evangelische Kirche auch in den kommenden Jahren als selbstbewusste Stimme in der Stadt positionieren werde: „Wenn wir 2035 durch Düsseldorf gehen, dann wird weiterhin prominent die Johanneskirche der Ort sein, an dem die Evangelische Kirche selbstbewusst alle Themen, die die ganze Stadt betreffen, geistlich wie auch bildungsmäßig, vertreten wird.“

Einige Orte werden 2035 jedoch verschwunden sein, so Fucks. Von 40 Gemeindepfarrstellen blieben zukünftig noch etwa 20 übrig. Wenn zudem die Zahl der Gläubigen weiter zurückginge wie in den letzten Jahren, dann verringere sich die Zahl von heute 85.000 Mitgliedern in Düsseldorf – so die Schätzung – auf 50.000. Aber Fucks ist sicher: „Es wird sich etabliert haben, dass die Mitgliedschaft in der Kirche das teuerste Hobby ist. Viele Menschen werden Kirchensteuer bezahlen, weil sie die Arbeit einer engagierten Kirche unterstützen wollen.“

Ein weiterer wichtiger Punkt war der Wandel der Gottesdienstformate. Fucks erklärte, dass neben traditionellen Gottesdiensten auch neue Formen und Akzente entstehen würden, um der veränderten Gesellschaft gerecht zu werden: „Wenn wir Babyboomer alle im Ruhestand sind, ist die Brücke in die nächste Generation geschlagen.“ Positiv lasse sich am Beispiel des Ernst-Lange-Haus der Diakonie in Garath in die Zukunft blicken. Und 2035 wird es nach Überzeugung des Superintendenten in Wersten ein muslimisch-christliches Zentrum geben. „Dort wächst heute schon ein gutes, interkulturelles Miteinander.“

Michael Schmidt, der die Perspektive der Diakonie vertrat, betonte die Bedeutung von sozialer Arbeit, die über reine Finanztransaktionen hinausgeht: „Diakonie besetzt individuelle Themen, um allen ein gutes Leben zu ermöglichen. Wir setzen weiterhin auf wertegebundene Sozialarbeit, denn wenn es nur um das Geldverdienen geht, dann kann es jeder andere auch machen.“

Fucks und Schmidt waren sich einig, dass Kirche und Diakonie in Zukunft nicht nur auf sich selbst schauen dürften. Schmidt forderte einen „Blickwechsel“, verwies aber gleichzeitig darauf hin, dass die Kirche nicht zu einer „Eventagentur“ werden dürfe. Besonders bei Taufe und Hochzeit müsse das „Beziehungsgeschehen in den Vordergrund treten“. Der Mensch müsse merken, „hier werde ich gesehen, da komme ich vor‘“, betonte er.

Der Abend bot einen spannenden Ausblick und zeigte, dass Kirche und Diakonie in Düsseldorf auch in Zukunft eine Rolle spielen werden. Die Leitung des Kaminabends „Evangelisch in Düsseldorf 2035“ lag in den Händen der Evangelischen Stadtakademie, dem Kirchenkreis Düsseldorf und der Diakonie Düsseldorf.

Lesen Sie hier weiterführende Informationen zum Prozess „Eine Gemeinde 2028“ der Evangelischen Kirche in Düsseldorf.

 

2025-04-09T11:18:36+02:003. April 2025|