Die Kreissynode der Evangelischen Kirche in Düsseldorf kam am 8. Und 9. November zur ihrer Herbsttagung zusammen. Während am ersten Tag Wahlen, Berufungen und Beschlüsse auf der Tagesordnung standen, setzte sich die Synode am Samstag insbesondere mit der Gestaltung der Zukunft auseinander. Inspiriert von der zentrale Aussage der japanischen Aufräum-Expertin Marie Kondo – „Ask yourself if it sparks joy“ – rückte am zweiten Tag in den Mittelpunkt, was im evangelischen Leben Freude verspüren lässt und Begeisterung entfacht.
Eröffnung der Herbstsynode: Zusammenhalt in herausfordernden Zeiten
Zu Beginn der Herbstsynode wurde der neue landeskirchliche Begleiter der Kreissynode, Pfarrer Sascha Flüchter, begrüßt. Er ist vielen Menschen im evangelischen Düsseldorf noch aus seiner Zeit als Schulpfarrer am Theodor-Fliedner-Gymnasium bekannt. Ein besonderer Gast war Uwe Willer, der neue Geschäftsführer des Düsseldorfer Comitee Carneval. In seiner Ansprache hob er die Gemeinsamkeiten von Kirche und Karneval hervor und erinnerte an die Demonstration unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ im Januar in Düsseldorf. Über 100.000 Menschen – darunter Kirchenvertreter und das Düsseldorfer Prinzenpaar – nahmen daran teil, um gegen die von „Correctiv“-Journalisten offengelegten Pläne zu rassistischen Deportationen zu protestieren. Willer betonte, wie wichtig es sei, gerade in diesen Zeiten „als Gesellschaft zusammenstehen, dort sichtbar zu werden, wo man es nicht erwartet, und gesellschaftlich relevant zu sein – nicht nur an Rosenmontag, sondern sich das ganze Jahr über.“
Auch Superintendent Heinrich Fucks ging in seinem Bericht auf die Großdemonstration gegen Rechts und weitere solidarische Aktionen wie öffentliche Friedensgebete ein. Diese führte die Evangelische Kirche im Schulterschluss mit der Stadt Düsseldorf und verschiedenen Religionsgemeinschaften durch, um ein starkes Zeichen gegen Rassismus zu setzten und sich für Demokratie sowie ein friedliches Miteinander in Düsseldorf einzusetzen.
Wahlen und Berufungen
Zur Wahl stand die Position einer stellvertretenden Synodalältesten. Die Kreissynode hat Stefanie Walther in diese Funktion gewählt. Walther ist in der Diakonie Düsseldorf als Leiterin des Bereichs Bildung und Erziehung tätig und bringt umfassende Erfahrung mit. Im Rahmen der Nachberufung in den Fachausschuss Finanzen wurde Christian Köster als 1. Abgeordneter der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte ernannt. Auch für die AG Zukunftsfonds war eine Nachberufung erforderlich, und mit Jonas Einck gewinnt das Gremium ein engagiertes Mitglied aus den Reihen der Synodalen.
Programm „Eine Gemeinde 2028“
Programmleiter Holger Wegmann informierte über den aktuellen Stand des Programms „Eine Gemeinde 2028“. Der Steuerungskreis, der sich aus Delegierten aller Kirchengemeinden, Mitgliedern des Kreissynodalvorstands und Vertretern von Diakonie und Evangelischer Jugend zusammensetzt, hat seine Arbeit aufgenommen. Alle Kirchengemeinden haben Stellungnahmen zum Arbeitsprogramm eingereicht, deren kritischen Rückmeldungen und konstruktiven Anregungen in die Arbeit der Teilprogramme einfließen. Vorgestellt wurden außerdem mehrere Bausteine der Information und Beteiligung – wie das Infoportal auf evdus.de, die Programmbriefen von Dr. Martin Fricke bis hin zu interaktiven Formaten wie „Eine Gemeinde“-Tagen. Dem abschließenden Beschlussvorschlag hat die Synode mit großer Mehrheit zugestimmt. Der Auftrag des Arbeitsprogramms lautet, tragfähige Vorschläge zur Bildung einer künftigen organisatorischen Einheit zu erarbeiten. Dazu sind aus dem vorgestellten Zeitplan die Workshops der Teilprogramme am 8. Januar 2025 im Bachsaal in der Johanneskirche hervorzuheben, die sich an die Mitglieder der Presbyterien richten.
Zukunftsfonds
Bewilligt wurden zwei Projektanträge für Mittel aus dem Zukunftsfonds. Unter dem Titel „Join in -Kirche international in Düsseldorf“ soll die Vernetzung ökumenischer Aktivitäten hervorgehoben und gefördert werden. Mit der Arbeitsgruppe „Weltweite Ökumene“ haben sich Pfarrer Karl Federschmidt und Pfarrer Michael Schmid (VEM) zum Ziel gesetzt, die gelebte weltweit-ökumenische Vielfalt in Düsseldorf sichtbar zu machen und nachhaltige Kooperationen im Kirchenkreis anzustoßen. Ein weiteres gefördertes Projekt wird zu Ostern gemeinsam von der Jugendkirche, der Johanneskirche, der Emmaus-Kirchengemeinde, der Tersteegen-Kirchengemeinde und einem jungen Düsseldorfer Team von Kulturschaffenden umgesetzt. Es handelt sich um eine Auferstehungsfeier, bei der Gottesdienst, Rave sowie Theater- und Musik-Performances miteinander verschmelzen. Das Event richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene und verfolgt das Ziel, die zentrale Botschaft der Auferstehung erlebbar zu machen.
Tag 2: Das Gute prüfen
Am Samstagmorgen stimmten die Vikarinnen Naemi Muñoz Perez und Laura Brandt die Synodalen in ihrer Andacht auf das Tagesthema „Evangelisches Leben“ ein. Nach den Prinzipien des Ausmistens von Marie Kondo beginnt der Weg zu einem dauerhaft aufgeräumten und erfüllten Leben damit, alle Dinge schonungslos auf den Tisch zu legen – so, wie Paulus schon sagte: „Prüft alles und behaltet das Gute.“ Auch die Evangelische Kirche in Düsseldorf könne sich selbstkritisch fragen: Was kann von all dem weg, was keine Freude mehr bringt, um Raum für das wirklich Wichtige zu schaffen? Dabei solle man sich bei jeder einzelnen Sache die Frage stellen: „Does it spark joy?“ – ob es also Freude bereitet und glücklich macht. Nach Kondo bekommen diese Dinge dann ihren festen, eigenen Platz.
„Es geht darum, allem eine Chance zu geben. Nicht mit einem misstrauischen, sondern mit einem barmherzigen Blick zu prüfen“, so Brandt. Für Muñoz Perez waren es in den zwei Jahren ihres Vikariats vor allem die Taufen, bei denen sie den „Funken“ gespürt habe – insbesondere in der Begleitung der Tauffamilien und in dem Moment, in dem sie den Segen sprach: „Einen echt gemeinten, aufrichtigen Segen, der die Menschen verändert und verwandelt.“
Von evangelischen Lebensläufen hin zu evangelischem Leben
Um diese „Freudenfunken“ aufzuspüren, hatte die Synode Pfarrer Dr. Holger Pyka eingeladen, Dozent am Wuppertaler Predigerseminar für pastorale Ausbildung. Mitgebracht hatte er „Landkarten des Glaubens“ anhand derer sich die Synodalen in kleinen Runden über ihre eigenen „evangelischen Lebensläufe“ und ihre Erfahrungen mit Kirche und Glaube austauschten. Mit Ortsnamen wie Zauber des Anfangs, Lichtung der Erkenntnis, Gebirge des Zweifels, Ort des Lernens oder Wüste der Herausforderung bot die Landkarte zahlreiche Anknüpfungspunkte für Gespräche. So konnten die Synodalen beispielsweise herausfinden, an welchem Ort sie sich aktuell befinden, welche Erlebnisse sie mit bestimmten Orten verknüpfen oder wo sie gerne mal (wieder) sein würden. Die Landkarte gab den Betrachtenden keine bestimmte Richtung vor, sondern regte vielmehr zur eigenen Entdeckung des Weges an.
Impulse für ein lebendiges und gastfreundliches Gemeindeleben
Daran anknüpfend beschäftigten sich die Synodalen in der Kreuzkirche an sieben Stationen mit konkreten Fragen zur Gestaltung evangelischen Lebens. Grundlage dafür waren die „Seven Sacred Spaces“ nach George Lings. Wie kann in der Evangelischen Kirche in Düsseldorf Gastfreundschaft gelebt werden? Wie sollte ein Gottesdienst sein, damit ich selbst gerne daran teilnehme? Welche Gespräche und Begegnungen sind für mein Leben besonders wichtig gewesen? Wie und wo können Begegnungsräume jenseits der Tagesordnung geschaffen werden? Die vielen bunten Kärtchen mit notierten Antworten zeigten, dass vor allem persönliche Begegnungen und kreative Gottesdienstformen zentrale Themen sind, die den Synodalen am Herzen liegen.
Es geht also nicht nur darum, Platz und Ordnung zu schaffen, sondern auch darum, sich in diesem Prozess als Kirche selbst näherzukommen, damit die Funken des Heiligen Geistes sprühen und das Licht des Evangeliums leuchten kann.