Düsseldorf (evdus). Zur Tagung der Herbstsynode der Evangelischen Kirche in Düsseldorf kamen die Delegierten der evangelischen Kirchengemeinden und Einrichtungen am Freitag, 10. November, und Samstag, 11. November, in den Gemeinderäumen an der Kreuzkirche in Derendorf zusammen.
In seinem Bericht griff Superintendent Heinrich Fucks die aktuellen Ereignisse auf, die sich in Folge des terroristischen Angriffs der Hamas auf Israel vom 7. Oktober in unserer Stadt ereigneten. Ein Treffen am 26. Oktober auf Einladung des Oberbürgermeisters Dr. Stephan Keller mit Vertreter:innen der Evangelischen und Katholische Kirche, der Jüdischen Gemeinde und des Kreises der Düsseldorfer Muslime führte zu einer gemeinsamen Erklärung, in der die Unterzeichnenden ihre gegenseitige Unterstützung für ein friedliches Miteinander in der Landeshauptstadt Düsseldorf bekräftigten. (LINK). Über das interreligiöse Friedensgebet vor dem Rathaus am 2. November sagte Fucks: „Das war ein lichter Augenblick großer Empathie. Ein lichter Augenblick, indem ich gesehen habe, wie Gott in dieser zerbrochenen Wirklichkeit sein Reich baut.“
Förderung von zukunftsweisenden Projekten
Am ersten Tag der Synode wurde Melanie Horster, synodale Fachvertreterin für das Thema Diversität, in den Kreissynodalvorstand (KSV) gewählt. „Ich kenne Kirche, kenne aber auch ihr Veränderungspotenzial. Dafür möchte ich mich gerne einsetzen“, betonte Horster, die hauptamtlich als Dezernentin der landeskirchlichen Stabsstelle Vielfalt und Gender tätig ist und bis 2019 Vorsitzende des Evangelischen Jugendverbands Düsseldorf war.
Im Bestreben, wegweisende Projekte zu fördern, hat die Kreissynode beschlossen, den Zukunftsfonds auch im Jahr 2024 fortzusetzen und dafür Fördermittel in Höhe von 100.000 Euro bereitzustellen. Unter den bewilligten Projekten ist „Ackermusik“, eine Kooperation zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte und des christlichen queer-freundlichen Kollektivs „Mosaik“, das sich an Menschen zwischen 25 und 45 Jahren richtet.
Unter dem Motto „Zurück aus der Zukunft – Gemeindequartiere im Wandel“ laden die Evangelische Tersteegen-Kirchengemeinde und der Kirchenkreis im Februar 2024 zu einem Workshop-Tag für Presbyter:innen ein, um sich – über Gemeindegrenzen hinweg – über Zukunftsstrategien auszutauschen.
Mit dem Projekt „Was‘ los Deutschland“ kooperiert die Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde mit dem Welcome Point 8 der Diakonie Düsseldorf, um die gleichnamige Ausstellung zur politischen Jugendbildung im April 2024 in Düsseldorf zu präsentieren.
Auf dem Weg zu „Einer Gemeinde Düsseldorf“
Ein wesentlicher Punkt der Tagesordnung war die Weiterarbeit am Prozess „Zukunft Kirche 2.0“, der darauf abzielt, bis zum Jahr 2035 eine wirksame und erkennbare Evangelische Kirche in der Landeshauptstadt zu gewährleisten. Unter dem Titel „Eine Gemeinde Düsseldorf“ erarbeitet die Kreissynode ein Konzept, das für die Überführung seiner 17 Kirchengemeinden in eine Großgemeinde vorsieht, die einem Kirchenkreis gleichgestellt ist.
Superintendent Heinrich Fucks präsentierte das Modell für eine Organisationsstruktur einer Großgemeinde. Die Überlegungen zu diesem Vorhaben basieren auf dem Erprobungsgesetz, welches einen zeitlichen Rahmen von acht Jahren vorsieht. „Was hier vorliegt, muss im Detail weiterentwickelt werden. Das ist ein Kraftakt, der vor uns liegt – hier brauchen wir die Weisheit der Vielen, der Synode, um eine Anwendung zu gestalten, die in diesem zeitlichen Rahmen erprobt werden kann“, so Fucks. Wichtig sei, gemeindliche Arbeit so zu organisieren, dass auf die eintretenden Veränderungen besser reagiert werden kann. Auf der Basis der Grundlagen, die in den zurückliegenden vier Jahren erarbeiteten wurden, fasste die Kreissynode den Beschluss, den Prozess „zukunft kirche 2.0“ weiterzuführen. An den Kreissynodalvorstand ist der Auftrag gerichtet, zur Frühjahrssynode 2024 auf der Grundlage des „Zielbildes 2035“ und der Diskussion auf der Herbstsynode ein Arbeitsprogramm bis 2028 vorzulegen.
„Piloten“ stellen Etappenziele vor
Teil des Zukunftsprozesses sind konstituierte Arbeitsgruppen zu verschiedenen Arbeitsfeldern – sogenannte „Piloten“ – mit dem Auftrag, zukunftsfähige Ideen und Konzepte für eine aufgaben- und ressourcenorientierte Vernetzung zwischen den Gemeinden und evangelischen Orten zu entwickeln. Die Piloten Konfirmation, Nachhaltigkeit und Kommunikation stellten der Synode ihre Erkenntnisse und Lösungsansätze für neue Formen gemeindlichen Lebens vor.
Der Pilot Kommunikation verfolgt das Ziel, „die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis zu stärken und mit einem Redaktionsnetzwerk als Teil der neuen Webseite das kirchliche Leben und Handeln sichtbarer zu machen“, sagte Christiane Otte, zuständig für den Bereich Kommunikation, und gab die Gemeinden bekannt, die an dem Piloten teilnehmen werden: Ab dem Launch der neuen Kirchenkreis-Webseite im Frühjahr 2024 werden die Emmaus-Kirchengemeinde, die Kirchengemeinde Düsseldorf-Mitte sowie die Mirjam-Kirchengemeinde sukzessive mit ihren Internetpräsenzen integriert. Weitere Gemeinden können im Anschluss folgen.
Für den Piloten Konfirmand:innenarbeit berichtete Pfarrerin Frauke Müller von den Erfahrungen, die aus allen Düsseldorfer Kirchengemeinden zusammengetragen wurden. Durchgeführt werde diese Arbeit „mit viel Herzblut und hoher Kompetenz“, die Umsetzung reiche von wöchentlichen Treffen bis zu Angeboten in zeitlich gebündelten Blöcken, begleitet von Ausflügen oder Gruppenfahrten. Müller sieht nun die Aufgabe des Piloten darin, aus den gesichteten Erkenntnissen ein Modell zu entwickeln, damit auch unter der erwarteten, geringeren Anzahl an Pfarrstellen „eine verlässliche Konfiarbeit erreicht werden kann, die der Lebenswelt der Jugendlichen entspricht und bei der die Mitarbeitenden mit vollem Herzen voller Kraft dabei sein können, sodass das hohe Niveau gehalten werden kann.“
Michael Dornik, Nachhaltigkeitsmanager im Kirchenkreis Düsseldorf, berichtete, dass der Pilot Nachhaltigkeit inzwischen breiter aufgestellt sei, „um auch flankierende Themen im Rahmen eines zukünftigen, nachhaltigen Immobilienportfolio-Managements zu bearbeiten.“ So habe man sich mit alternativen Energien auseinandergesetzt, trage erfolgreiche Beispiele der Umsetzung zusammen und arbeite an einer Grundlage dafür, nicht nur autark zu werden, sondern auch zukünftige finanzielle Einnahmequellen zu generieren. Zur Frühjahrssynode soll ein entsprechendes Konzept vorbereitet werden.
Ermittlung des Gebäudebedarfs im Kirchenkreis Düsseldorf
Um die landeskirchliche Vorgabe zu erfüllen, bis 2035 nur noch netto-treibhausgasneutrale, kirchlich genutzte Gebäude zu betreiben, führt der Kirchenkreis Düsseldorf eine Gebäudebedarfsplanung durch. Holger Wegmann, Geschäftsführer des Kirchenkreises, präsentierte die Kriterien, nach denen bis 2025 Immobilien bewertet werden. Diese Bewertung soll dazu dienen, festzustellen, ob die Gebäude langfristig als Kernbestand im Immobilienportfolio verbleiben sollen.
Zu den Themen der Grundlagenerfassung gehören beispielsweise die Bewertung des Standorts, die Erhebung der Auslastung von kirchlich genutzten Gebäuden und Angaben über den Gebäudezustand. Unter den Themen Klimaneutralität und Finanzen soll erfasst werden, wie energie- und kosteneffizient die Gebäude betrieben werden und ob durch eine andere Nutzung Einnahmen generiert werden können.
Das Konzept erlaubt es, in dringenden Fällen die Bewertung von Gebäuden vorzuziehen. Im Rahmen der Gebäudebedarfsanalyse werde im Steuerungskreis diskutiert, ob diese Gebäude als strategisch wichtig für den Kirchenkreis gelten oder ob sie für eine alternative Nutzung freigegeben werden sollten. Dem Kreissynodalvorstand erhalte dann eine Empfehlung als Entscheidungsgrundlage.
Die Kreissynode ist das Leitungsgremium eines Kirchenkreises. Ihre Mitglieder sind Pfarrerpersonen sowie die Gemeindeältesten, die von den Presbyterien der einzelnen Kirchengemeinden entsandt werden. Außerdem gibt es Fachvertreter:innen, die ihre Kenntnisse aus verschiedensten Fachgebieten von der Jugendarbeit bis zur Kirchenmusik einbringen. Kreissynoden dienen der Aussprache sowie der Richtungsentscheidung. Sie wählen den Superintendenten oder die Superintendentin. Laut Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) sind Theologen in einer Kreissynode nicht in der Mehrzahl vertreten.