Düsseldorf (evdus). In einer beispielhaften Kooperation haben die Ökumenische Hospizgruppe Gerresheim, die beiden großen christlichen Kirchen vor Ort, die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf, Steinmetze, Friedhofsgärtner und die Verwaltung des Nordfriedhofs im Jahr 2003 ein Gräberfeld für tot- oder fehlgeborene Kinder eingerichtet.
Ein Erinnerungsort für Familien auf dem Nordfriedhof
Der Bereich auf dem Friedhofsgelände fällt den Besuchenden sofort ins Auge: die Gräber sind geschmückt mit bunten Windspielen, Engelfiguren, und liebevoll gestaltete Erinnerungssteine tragen die Namen der Kinder. Auch das ein oder andere Spielzeug ist zu sehen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden auf diesem Gräberfeld insgesamt 4.192 sogenannte „Sternenkinder“ würdevoll beigesetzt. Im Zentrum steht ein gewachsenes Grabmal, das an einen Leuchtturm erinnert. „Ein Erinnerungsmonument, dem über die Jahre Steinringe hinzugefügt wurden, die bildhafte Elemente aus dem Kinderleben zeigen. Sie wurden von den beteiligten Steinmetzen gestaltet“, erklärte am Donnerstag,15. Juni, Stefan Süß, der Leiter des Friedhofs bei der Begehung des Erinnerungsortes.
Immer mehr Friedhöfe in Deutschland reagieren auf Bedürfnisse der Eltern und bieten solche Gräberfelder an. „Früher hatten Eltern in Düsseldorf keine Möglichkeit, an einer Trauerfeier teilzunehmen und einen Ort zu haben, wo die Kinder bestattet sind. Es gab Zeiten, da wurden diese Kinder als ‚anonyme Grabbeigaben‘ in Gräber gelegt oder von den Krankenhäusern entsorgt, das fanden wir pietätlos“, sagt Inge Müller, die Vorsitzende der Ökumenischen Hospizgruppe Gerresheim und Initiatorin des Sternenkinderfelds.
Einzigartige Kooperation in Düsseldorf
Wenn Eltern ihr Kind nicht selbst beerdigen lassen wollen, wird es auf dem Gräberfeld auf Düsseldorfs größtem Friedhof bestattet. „Unabhängig von Konfessions- oder Religionszugehörigkeit werden die Kinder hier in einer Sammelbestattung in einem gemeinsamen Sarg auf dem Gräberfeld beerdigt“, so Müller weiter. Informationsflyer über das bunte und fröhlich anmutende Gräberfeld für die Sternenkinder in Düsseldorf liegen bei allen fünf Düsseldorfer Kliniken mit einer Entbindungsstation aus. Die betroffenen Eltern haben die Möglichkeit, einen naturbelassenen Kieselstein in einer bestimmten Größe zu gestalten und ihn auf den dafür vorgesehenen Stellen auf dem Gräberfeld abzulegen.
Viermal im Jahr finden die ökumenischen Trauerfeiern und Bestattungen für die Sternenkinder statt. Die Beisetzung sowie die Pflege und Gestaltung des Grabfeldes sind für die betroffenen Eltern kostenfrei. Dies ist nur möglich, weil sich bis heute für die Bestattung dieser Kinder Friedhofsgärtner, Bestatter, Steinmetze, die Stadt Düsseldorf und die Ökumenische Hospizgruppe Gerresheim gemeinsam in einer einzigartigen Kooperation engagieren. „Bis heute ziehen alle an einem Strang und sorgen dafür, dass es weiterläuft – eine große Leistung von der Stadt Düsseldorf und allen Beteiligten“, resümiert Müller. „Daraus ist eine Herzenssache geworden“, ergänzt Friedhofsleiter Süß. „Wir erleben hier auf dem Friedhof, wie wichtig das Gräberfeld für die Familien ist, das gibt allen Beteiligten das Gefühl, dass wir damit das Richtige tun.“
Klimawandel mach Umgestaltung des Gräberfelds notwendig
Auch zukünftig soll es den Erinnerungsort für die Sternenkinder geben. Die Friedhofsgärtner sowie der Friedhofsleiter freuen sich auf die anstehenden Planungen, die im Spätsommer feststehen sollen. Inspirierend waren für ihn die Ideen von Berufsschülern, die eine Ausbildung zum Friedhofsgärtner absolvieren: Im Rahmen einer Projektarbeit haben sie eigene Ideen von Biodiversität bis hin zum japanischen Stil entwickelt und dabei das Thema Trauerbewältigung berücksichtigt.
„Bevor die Umgestaltung beginnt, werden die Familien der Sternenkinder informiert, damit sie genügend Zeit haben, sich darauf einzustellen“, betont Süß. Zwar ist das bisherige Gräberfeld „angelegt für die Ewigkeit“, jedoch ist mit den höheren Temperaturen im Sommer auch der Aufwand für Grab- und Geländepflege enorm gestiegen. Mit den Friedhofsgärtnern setzt er auf die Anpflanzung hitzebeständiger Pflanzen, die mit möglichst weniger Wasser auskommen: „Pflanzen, die man früher auswählte, kommen mit dem aktuellen Klima nicht mehr zurecht. Hinzu kommt der natürliche Prozess der Absackung der 20 Jahre alten Gräber. Das sind Gegebenheiten, die in dem neuen Konzept für die Umgestaltung berücksichtigt werden“, so Süß. Auf lange Sicht wird mehr Platz benötigt. Eine anliegende Brachfläche wird ab 2025 für nahtlose Weiterführung des Gräberfelds nutzbar sein.