Stadtakademie-Studienleiterin Katja Kriener geht in den Ruhestand.

Düsseldorf (evdus). Es gibt ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Leben von Pfarrerin Katja Kriener zieht: der christlich-jüdische Dialog. Seit ihrer Zeit als Volontärin im israelischen Kibbuz Beeri in der Nähe des Gazastreifens begleitet es die Studienleiterin der Evangelischen Stadtakademie Düsseldorf und hat sie nicht mehr losgelassen. Sie hat sich mit der Beziehung zwischen Kirche und Israel in allen Stationen ihres Berufslebens intensiv auseinandergesetzt: theologisch und politisch, beruflich und privat. Nun geht die engagierte Israelkennerin in den Ruhestand.

Katja Kriener wird am Sonntag, 17. November, um 10 Uhr in der evangelischen Johanneskirche von Superintendent Heinrich Fucks in einem Gottesdienst verabschiedet und entpflichtet. Die Liturgie und Predigt liegen in den Händen von Katja Kriener und Dr. Uwe Gerrens, stellvertretender Leiter der Stadtakademie. Für die Musik sorgt Kreiskirchenkantor Wolfgang Abendroth. Katja Krieners Bibelvers für diesen besonderen Moment: „Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“

Zweite Heimat Israel

Der Grundstein für ihr Lebensthema wurde direkt nach dem Abitur mit dem einjährigen Aufenthalt im Kibbuz gelegt. Danach absolvierte Kriener ein Studienjahr an der Hebräischen Universität in Jerusalem, wo sie ihren Mann kennenlernte. Sieben Jahre später folgte ein Sondervikariat in Jerusalem. Nach vierjähriger Tätigkeit als Pfarrerin in St. Augustin-Mülldorf wurde sie Pastorin im Sonderdienst für das christlich-jüdische Gespräch der Evangelischen Kirchen im Rheinland (EKiR). 1995 wechselte sie in die Position der Landespfarrerin für das christlich-jüdische Gespräch als Leiterin der Studienstelle Christen und Juden der EKiR. Ab 2010 arbeitete sie als Studienleiterin an der Melanchthon-Akademie Köln und als Frauenreferentin des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region.

Bevor sie 2022 beruflich in ihre Geburtsstadt Düsseldorf zurückkehrte und ihre letzte berufliche Station in der Evangelischen Stadtakademie antrat, lebte Katja Kriener in Israel. Sie arbeitete sechs Jahre in Nes Ammim, 16 Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt, als Dialogkoordinatorin für Begegnungsprogramme: zwischen Juden und Christen, Muslimen und Druzen, jüdischen Israeli und Palästinenserinnen und Palästinenser. Nach dieser letzten beruflichen Station im Ausland, stand für sie und ihren Mann fest, zukünftig in der Nähe ihrer Kinder und Enkelkinder in Berlin leben zu wollen. Deshalb reiste der Container mit dem Hab und Gut direkt von Israel nach Berlin.

Herzensthemen im Fokus: Israels Geschichte und Musik

Mit ihren letzten Veranstaltungen an der Stadtakademie endet der berufliche rote Faden ihres Herzensthemas: Ihre zweite Heimat, das Land Israel, war Schwerpunkt einer vierteiligen Veranstaltungsreihe. Als Studienleiterin organisierte sie politisch-geschichtlichen Vorträge,  beginnend mit der Staatsgründung Israels, über die Zuspitzung der innerisraelitischen Konflikte, bis hin zum verheerenden Überfall der Hamas am 7. Oktober. Die abschließende Veranstaltung am Montag, 25. November, beschäftigt sich mit der Zwei-Staaten-Lösung.

„Mein Herz schlägt für die Bibel und die Musik“, sagt Katja Kriener. Als Tochter eines Kantors aufgewachsen, verbrachte sie viel Zeit auf der Orgelbank. Das prägte ihre Leidenschaft für Musik und beeinflusste auch maßgeblich ihre Veranstaltungen in der Erwachsenenbildung. Eine ihrer letzten bedeutenden musikalischen Veranstaltungen war „Kirchenraum – Klangraum: Musikalische Erkundung eines Kirchenraums“ mit der ehemaligen Frankfurter Landesmusikdirektorin Christa Kirschbaum in der evangelischen Johanneskirche.

Zwei Jahre des Pendelns zwischen Düsseldorf und Berlin haben mit Katja Krieners Ruhestand ein Ende. In der Hauptstadt erwarten sie ihr Mann, ihre Töchter und Enkelkinder, die alle bereits in der Kirchengemeinde Karlshorst eine neue Heimat gefunden haben. Ihr Mann Tobias Kriener, seit zwei Jahren im Ruhestand, verstärkt dort schon den Posaunenchor, ihr Enkel den Kinderchor und sie selbst die Kantorei. Für die erste Zeit des Ruhestands wünscht sie sich vor allem eines: Schlafen. „Ich möchte erstmal ein halbes Jahr schlafen, dann aufwachen und all das tun, wozu ich bisher nicht gekommen bin“, freut sich die Pfarrerin auf die neue Zeit ohne Arbeit. Zu diesen Dingen gehören „nochmal richtig die Bibel lesen“ und in Büchern schmökern. Das erste auf sie wartende Buch ist ein politisches, das in Israel und in den besetzten Gebieten des Westjordanlands spielt: „Apeirogon“ vom irischen Schriftsteller Colum McCann.

2024-11-28T13:06:54+01:0025. November 2024|