Aus drei Kirchenglocken wurden sechs
Eller (ekir). Die evangelische Schlosskirche hat ein spannendes Experiment gewagt – und sie hat am Ende gewonnen; aus drei Kirchenglocken wurden nämlich sechs.
Als das Gotteshaus 1905 durch die Stiftung Schloss Eller eingeweiht wurde, läuteten im Turm drei edle Bronzeglocken. Schon wenige Jahre später wurden die durch das Reichskriegsministerium eingezogen, weiß Pfarrer Kornelius Heering: „Die ursprünglichen Glocken, die seit dem Beginn der Kirche hier gehangen haben, sind im 1.Weltkrieg eingeschmolzen worden zu Munition. Deswegen gab es einen Glockenersatz, der minderwertig ist. Der klingt nicht so gut und so klar wie eine Bronzeglocke.“
So hingen gut 100 Jahre lang drei Stahlglocken in der Schlosskirche. Vor einigen Jahren begann dann auch in Düsseldorf die Zeit der Kirchenschließungen. Architekt, und im Ehrenamt Kirchbaumeister der heutigen Evangelischen Mirjam-Kirchengemeinde, Georg Banning erinnert sich an die Fusionsgespräche. Fest stand: Zwei Kirchen in der neuen Gemeinde mussten aus Kostengründen stillgelegt werden. „Im Zuge der Fusion der Lukaskirche aus Lierenfeld und der Schlosskirche mit den Standorten Jakobukirche und hier gab es vom Glockensachverständigen der Landeskirche die Idee: Man könnte ja – wenn man so viele Glocken hat – ein neues Geläut machen und damit dokumentieren, dass die Gemeinden neu zusammengesetzt werden.“ Mit finanzieller Hilfe des Evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf und privaten Spenden lief die ungewöhnliche „Glockenfusion“ an.
Die Glockengießerei „Petit & Gebr. Edelbrock“ aus Gescher im Münsterland wurde mit dem Aus- und Einbau des Geläuts beauftragt. Mit einer elektrischen Seilwinde durch das Innere des 33 Meter hohen Kirchturms konnte der Wechsel vollzogen werden; eine statische Präzisionsarbeit für die bis zu 650 Kilogramm schweren klingenden Bronzestatuen, betont Florian Schleking. „Eine Glocke kann bis zu ihrem zweifachen Eigengewicht kriegen beim Schwingen. Das hat unsere Chefin alles genau berechnet: Größe der Balken, Schwingungskräfte. Das wird alles haargenau überprüft, damit es funktioniert.“ Auch der stählerne Glockenstuhl wurde durch Holz ersetzt. Eine erste Klangprobe erfolgt mit dem Klöppel von Hand und verläuft für Schleking sehr zufriedenstellend. „Der Holzstuhl nimmt die Schwingungen besser auf, macht dabei auch keine Störgeräusche zwischendurch. Das ganze Klangbild wird besser.“ Auf vier Ebenen schweben die insgesamt sechs Glocken nun im Turm. Sie werden künftig mit Digitaltechnik bedient und weit über Eller hinaus zu hören sein.
Die offzielle Einweihung des Geläuts findet am Sonntag 25. Juni, ab 11 Uhr im Rahmen eines Gottesdienstes in der Schlosskirche Eller, Schlossallee 6, statt.
Andreas Vollmert